Der Weihnachtsdrache
Es war noch dunkel und doch lag ich wach in meinem Bett. Etwas hatte
mich geweckt. Ich lauschte in der Finsternis und versuchte herauszufinden, was meinen Schlaf gestört hatte.
Da! War da nicht ein Geräusch? Es hörte sich an wie … ein leises Klingeln? Von Neugier gepackt, schwang ich meine nackten Füsse über die Bettkante. Der flauschige Teppichboden erstickte jeden Laut. Ich schnappte mir meinen Bademantel und warf ihn über meine Schultern. Dann öffnete ich die Schlafzimmertür einen kleinen Spalt weit.
Am anderen Ende des Flures schimmerte es sanft durch die Wohnzimmertür. Der Weihnachtsbaum stand seit dem gestrigen Fest dort und die Lichterkettenbrannten immer. Das war bei uns Tradition. Dennoch nahm ich einen fast magischen Sog wahr, der mich in den Raum und vor den wunderschönen Baum zog. Das Klingeln ertönte erneut. Nun war ich ganz sicher, dass da etwas war.
Ich schlich den Korridor entlang und schob die Tür auf. Sie knarzte ganz leicht. Ich blieb wie erstarrt stehen. Erst als ich das Klingeln erneut hörte, schlüpfte ich durch die Tür.
Mit grossen Augen blickte ich auf den Weihnachtsbaum. Vor wenigen Stunden war er noch über und über mit Kugeln und Schmuck behangen gewesen. Jetzt klafften an mehreren Stellen grosse Löcher. Die grössten und schönsten Dekorationen fehlten.
Ich runzelte die Stirn. Dann sah ich ein Funkeln. Schnell wie der Blitz flitzte etwas über den Baum. Auf einer Zuckerstange blieb es sitzen und als es sass, blieb mir der Mund offen stehen.
Da war ein Drache. In unserem Wohnzimmer. Und offenbar hatte er Gefallen gefunden an unserem geschmückten Baum. Schon hatte das kleine Ungeheuer die Zuckerstange gepackt und flog damit in eine Ecke des Zimmers. Unter einem kleinen Beistelltischchen verschwand das Wesen.
Ich beugte mich vor um zu sehen was es da tat. Unter dem Tischchen türmten sich die Dekorationen unseres Baums. Sie bildeten einen kleinen Haufen und ganz oben lag die Zuckerstange. Der kleine Drache, der in den selben rot und gold Tönen wie die Kugeln schimmerte, machte es sich darauf gemütlich.